Ortsgruppe Mittleres Kinzigtal

Rettich-Gürtelfuß Cortinarius evernius

Der durch den Klimawandel verursachte momentane Hitzesommer lässt Wälder und Wiesen austrocknen. Das Pilzaufkommen im Juli 2022 fiel demnach äußerst gering aus. Umso erstaunlicher war es, dass wir unlängst in einem Schonacher Moor neben einigen Täublingen und Milchlingen den Rettich-Gürtelfuß Cortinarius evernius gefunden haben. Der Rettich-Gürtelfuß gehört zur Gattung der Haarschleierlinge Cortinarius. Die Arten dieser Gattung sind nicht einfach zu bestimmen, denn sie umfassen wiederum zahlreiche Untergattungen und Sektionen. Er selbst gehört zur Untergattung Gürtelfüße, den sogenannten Telamonien.  Hauptmerkmal der Haarschleierlinge allgemein sind die spinnweb-artigen Fäden vom Hutrand zum Stiel. Das entspricht dem  Teilvelum oder der Manschette z. B. des Fliegenpilzes. Es gibt aber auch ein  Gesamtvelum, das im jungen Stadium den ganzen Pilz umspannt und bei Reife als Zonen oder Gürtel am Stiel oder der Stielbasis des Fruchtkörpers haften bleibt.

Diese Bestimmungsmerkmale sind nur für den fortgeschrittenen Pilzkenner zu deuten. Der Rettich-Gürtelfuß riecht wie sein Name fälschlicherweise andeutet überhaupt nicht nach Rettich, sondern eher undefinierbar dumpf. Aber mit den Gerüchen ist das so eine Sache, sie können sehr individuell sein, sind aber ein wichtiges Bestimmungsmerkmal. Die Farbe des Pilz-Fruchtkörpers ist braun bis violett, im Alter ausblassend. Der Hut ist gewölbt bis kegelig. Die Lamellen sind weit voneinander entfernt mit heller Schneide. Der Stiel ist violett und bei Trockenheit vom Gesamtvelum mit weißen Zonen und Gürteln überzogen. Das Fleisch ist beim Aufschneiden ebenfalls violett. Der Rettich-Gürtelfuß ist nicht selten und wächst zusammen mit Heidelbeere im Sphagnum in den sauren Mooren unserer Berg-Nadelwälder. Vorsicht für Laien, denn es besteht eine starke Verwechslungsgefahr mit dem Amethystfarbenen Lacktrichterling Laccaria amethystina, der im Gegensatz zum Rettich-Gürtelfuß essbar ist. Hier ist also äußerste Sorgfalt beim Bestimmen geboten!

Autorin: Karin Pätzold

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