Wunder der Natur „Haareis“
Das Natur-Phänomen „Haareis“ fasziniert die Menschheit seit eh und je. Doch wie entsteht diese außergewöhnliche Erscheinung im Winter? Die Wissenschaft hatte lange darüber gerätselt. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts vermutete der Meteorologe Alfred Wegener „schimmelartige“ Pilze als Auslöser dieser Eis-Fäden. 90 Jahre später wurde diese Vermutung durch biophysikalische Studien von Gerhard Wagner und Christian Mätzler bestätigt: Es sind Pilze, die das Haareis unter bestimmten Umständen auf toten Ästen entstehen lassen. Holzzersetzende Pilze bauen bekanntermaßen die Zellulose und das Lignin im Holz ab. Durch diesen Prozess entstehen Gase. Bei Regenfällen, anschließendem Frost und Temperaturen um 0 Grad tritt Wasser, angetrieben durch das Gas CO2, aus den Holzporen aus. Begünstigend ist die Tatsache, dass die Temperatur im Holz wärmer ist wie die Außentemperatur. Eine weitere Rolle spielen zu guter Letzt Luftbewegungen und ein entsprechendes Mikroklima, die diese bizarren und fädigen Eistrukturen formen. Im Laufe des Tages verschwindet das Haareis wieder, wie wenn es nie existiert hätte. Das Haareis ist z. B. bei Totholz mit den Holzzersetzenden Pilzen wie der Rosaröten Gallertkruste Exidiopsis effusa, dem Goldgelben Zitterling Tremella mesenterica und dem Warzigen Drüsling Exidia glandulosa an entrindetem Laubholz beobachtet worden. An totem Nadelholz kommt das Haareis übrigens nicht vor.
Autorin: Karin Pätzold